Geschichte

Im Jahre 1921, drei Jahre nach Ende des ersten Weltkrieges, entschlossen sich die Blumenkamper Bürger zur Gründung eines Schützenvereins. Vielleicht war es gerade die wirtschaftliche Lage und deren nicht absehbares Ende, dass man sich zum Ausgleich einen freudigen Lichtblick schaffen wollte. Aber nicht nur um Feste zu feiern, sondern auch zur Pflege der Gemeinschaft.

Die Statuten von 1921 bringen zweifelsfrei zum Ausdruck, dass der Verein der Zusammenschluss Blumenkamper Bürger ist, um durch Pflege von Kameradschaft und Geselligkeit die Verbundenheit mit Heimat und Sitte zu erhalten und zu fördern.

Der Verein erfreut sich eines großen Zuspruchs bei den Blumenkamper Familien, dies beweist die Zahl von 132 Mitgliedern bereits im Jahre 1921. Von Beginn an fühlte man sich als eine Gemeinschaft, die auch die Neuhinzugezogenen schnell integrierte und in Blumenkamp heimisch werden ließ.

Im Jahre 1922 erfolgte die Einweihung der ersten Fahne, die auf der einen Seite die Inschrift „Scharfes Auge, starke Hand und ein Herz fürs Vaterland,“
den Adler, Ringscheibe und zwei gekreuzte Gewehre trug.
Auf den anderen Seiten war die Aufschrift „Schützenverein Blumenkamp gegr. 1921“ auf grünem Grunde zu lesen.

Es folgte das Jahr 1923. Die Inflation strebte dem Höhepunkt zu. Der Wert des Geldes war praktisch gleich Null, sank er doch wöchentlich und am Ende täglich. Im Frühjahr wurde der Beitrag auf 3000 Mark für das erste Halbjahr festgesetzt. Nach dem Schützenfest wurde der Beitrag für den Rest des Jahres in Naturalien erhoben: 10 Pfund Kartoffeln. Noch vorhandene Gelder wurden in Roggen wertbeständig angelegt. Das Vereinsleben ließ sich nur durch die hohe Spendenbereitschaft der Mitglieder aufrechterhalten.

Am 1. März 1924 wurde das erste Winterfest gefeiert. Kaffee, Kuchen und 200 l Bier waren gestiftet. In der Hauptsache sollte es ein Fest für die Frauen sein. Ihnen, die sich nicht minder als die Männer für den Schützenverein einsetzten, wollte man sich dankbar erweisen. Waren sie es doch, die in jedem Jahr die Papierrosen zum Schmücken des Festzeltes, der Wagen und Girlanden herstellten und an den Schützenfesttagen ganz besonders für das Durchstehvermögen der Männer sorgten.

In das gleiche Jahr fallen die Gründung des Reiterzuges und die Anfänge des Tambourcorps des Schützenvereins Blumenkamp. Seit 1924 bildet der Reiterzug die Spitze bei den Festumzügen und das Tambourcorps hat seit 1926 zu allen Anlässen des Vereins aufgespielt und sich weit über die Grenzen Blumenkamps hinaus einen guten Namen geschaffen.
Am 6. Dezember 1928 wurde der Verein unter Zugrundelegung der Satzung von 1921 ins Vereinsregister beim Amtsgericht Wesel eingetragen. Die Satzung ist bis heute wohl mehrfach überarbeitet und den veränderten Verhältnissen angepasst worden, der Kern aber ist erhalten geblieben.

1929 wurde der „alte“ Schützenplatz gekauft. Er lag zwischen den Anwesen Schützenstraße 17 und der Schützenstraße 20. Hier konnte erstmals 1931 das Schützenfest gefeiert werden.
1932 wurde in vollständiger Eigenleistung mit dem Bau eines 100m Schießstandes für Karabiner und KK-Gewehre begonnen, der bereits 1933 eingeweiht und für die Wettkämpfe freigegeben werden konnte.

Der Ablauf des Schützenfestes ist im Großen und Ganzen unverändert geblieben. Angefangen beim Umzug am Samstag, der früher als abendlicher Fackelzug stattfand, über das Preisschießen, das Königsschießen, den Frühschoppen, bis hin zum Kinderschützenfest. Auch werden heute wieder der Auftakt des Festes und seine Höhepunkte durch Böllerschüsse angekündigt.

1939 wurde das letzte Schützenfest gefeiert und am 6. Juli 1940 die letzte Mitgliederversammlung abgehalten. Dann brachte der 2. Weltkrieg das Vereinsleben zum Erliegen, nach dem Krieg galten alle Vereine als aufgelöst.

Der Krieg hatte sich auch aus den Reihen der Blumenkamper Schützen seine Opfer geholt:
52 Tote bzw. vermisste Kameraden waren zu beklagen.

Am 5. März 1949 wurde der Verein neu gegründet und im Sommer bereits wieder Schützenfest gefeiert. Die Mitgliederzahl betrug damals 153. Als Besonderheit sei noch erwähnt, dass das Preis- und Königsschießen mit der Armbrust durchgeführt werden musste.

Die alte Fahne war durch den Krieg verloren gegangen, aber schon 1950 konnte die jetzige Fahne geweiht werden. Sie zeigt auf einer Seite Adler, Name und die Gründungsjahre 1921 und 1949, auf der anderen einen Pflug umgeben von einem Kranz blühender Ginsterzweige. Symbolhaft soll damit angedeutet sein, dass nur durch Leistungsbereitschaft aus einem „Broemmekamp“ (Ginsterkamp) ein „Blumenkamp“ geschaffen werden konnte.

Im gleichen Jahr 1950 wurde die Abteilung der Sportschützen gegründet, die sich zu einer erfolgreichen und zahlenmäßig starken Gruppe innerhalb des Vereins entwickelte.
1951 erfolgte die Einweihung des Ehrenmals für die gefallenen und vermissten Kameraden. Als Inschrift trägt es eine Zeile aus dem Gedicht „Dankesschuld“ von Walter Flex:
„Blüh, Deutschland, uns als Totenkranz.“

Seither nimmt das jährliche Schützenfest seinen Anfang mit Gefallenenehrung, Kranzniederlegung und Zapfenstreich am Denkmal.

Am 20. November 1956 wurde der Verein erneut in das Vereinsregister beim Amtsgericht Wesel eingetragen.
In den 50er Jahren schloss sich auch ein Teil unserer Schützenfrauen zu einer festeren Gemeinschaft zusammen. Anfänglich „Schmierfrauen“ genannt, weil sie für den Frühschoppen die Brötchen für die Schützen schmierten, gaben sie sich später den wohlklingenden Namen „Rosenfrauen“, da sie neben der Sorge für das leibliche Wohl die Aufgabe übernommen haben, die Papierrosen für die Kränze zu fertigen.

1964 wurde zum ersten Mal das Kinderschützenfest für unsere Jugend bis zum Alter von 16 Jahren abgehalten. Ein besonderes Ereignis, dass aus unserem Vereinsgeschehen nicht mehr wegzudenken ist. Bei der Organisation und Durchführung des Festes haben neben dem Vizepräsidenten insbesondere die Rosenfrauen ein arbeitsintensives Betätigungsfeld gefunden.
Der verstärkten Bautätigkeit der 60er Jahre fiel auch der alte Schützenplatz als ausgewiesenes Baugelände zum Opfer. Im Tausch erhielt der Verein von der Gemeinde Hamminkeln einen neuen Platz neben dem Haus Eder. So steht heute unser Festzelt nur wenige Meter neben dem Platz, auf dem es in den 20er Jahren gestanden hatte.
Die Einrichtung des neuen Schützenplatzes brachte viel Arbeit mit sich, die im Sinne des guten Blumenkamper Schützengeistes in Eigenleistung entrichtet wurde. Seit 1968 wird das Schützenfest auf dem neuen Platz gefeiert.

1970 marschierten zum ersten Mal die Jungschützen als geschlossene Gruppe im Schützenzug mit und wachsen seither in die Schützengemeinschaft hinein, deren Zukunft sie einmal zu gestalten haben.

Am 21. März 1987 wurde im Gedenken an die traditionelle Artillerie der Böllerzug gegründet, der seither die Höhepunkte des Schützenfestes durch weithin hörbare Böllerschüsse ankündigt und mit seinem ansehnlichen Gespann das Bild des Festzuges bereichert.

Ein Blick zurück auf die ersten 75 Jahre lässt ruhige und freudvolle, aber auch turbulente und während der Kriegszeit dunkle Jahre erkennen. Stets war es aber der Zusammenhalt der Schützenkameraden, der alle Hindernisse zu bewältigen half.

Nur wenn es gelingt, diesen Gemeinsinn zu pflegen und zu erhalten, werden in 2021 die Schützen mit gleicher Freude auf das 100 jährige Bestehen des Schützenvereins Blumenkamp zurückblicken können.